Nachdem zuletzt auf Teamebene die Gegentore unter die Lupe genommen wurden, soll heute die Spielerebene folgen. Dabei sind die beiden Hauptkriterien: Wie viele Fehlerpunkte hat ein Spieler "erzielt" und wie schwer war ein durchschnittlicher Fehler? Als Maß für die Fehleranfälligkeit wird das Verhältnis zwischen Fehlerpunkten (FP) und Gegentoren (GT), bei denen der Spieler auf dem Platz stand, verwendet. Die Schwere der Fehler wird durch die Fehlerpunkte (FP) pro Fehlerzahl (FZ) dargestellt.
Damit annähernd die Spieler verglichen werden, die tatsächlich miteinander vergleichbar sind, sind die Spieler in vier Positionskategorien aufgeteilt: Verteidigung, defensives Mittelfeld, offensives Mittelfeld und Angriff.
Auch bei dieser Analyse soll der Hinweis nicht fehlen, dass ich die Fehlerdaten auf rein subjektiver Basis gesammelt habe. Eine hundertprozentige Richtigkeit ist also utopisch. Durch die geringe Zahl an Gegentoren kommt auch der Faktor "Zufall" erschwerend hinzu. Nichtsdestotrotz sollen die Daten an dieser Stelle so betrachtet werden, als ob sie zumindest näherungsweise der Realität entsprechen.
Wenn es jemand noch nicht getan hat, sollte er sich noch die Einleitung in der Teamanalyse durchlesen (Überschrift "Was erhoben wurde"). In diesem Abschnitt wird beschrieben, was als Fehler gewertet wurde und wie viele Punkte einer Wert ist.
Verteidigung
Spieler
|
Position
|
FP/GT
|
FP/FZ
|
Christian Schwegler
|
RV
|
5,3%
|
1,0
|
Andreas Ulmer
|
LV
|
23,1%
|
1,5
|
Martin Hinteregger
|
IV
|
29,2%
|
1,4
|
Dušan Švento
|
LV
|
40,0%
|
1,5
|
André Ramalho
|
IV
|
72,4%
|
1,8
|
Rodnei
|
IV
|
88,9%
|
2,0
|
Florian Klein
|
RV
|
88,9%
|
1,8
|
Franz Schiemer
|
IV
|
100,0%
|
2,3
|
Beim Betrachten der nach Fehleranfälligkeit sortierten Tabelle fällt einem zuallererst die beinahe Fehlerlosigkeit des Christian Schwegler auf. Über die ganz Saison hat der Schweizer nur einen einzigen Fehler gemacht, was einem 5,3-prozentigem Anteil an den Gegentoren mit ihm auf dem Feld entspricht. Zusätzlich hat er diesen Fehler nur 1 Punkt erhalten, womit der Aussetzer nicht einmal ein schlimmer war.
Auch Martin Hinteregger sticht hervor. Von den Innenverteidigern weist er die mit Abstand beste Bilanz auf. Vor allem wenn man beachtet, dass ein zentraler Verteidiger grundsätzlich für die gefährlichen Zonen vorgesehen ist, ist Hintereggers Wert von 29,2% großartig. Und wie bei Schwegler waren auch seine Fehler keineswegs katastrophal: Einen "3-Punkte-Fehler" sucht man in seiner Statistik vergeblich, und mit 1,4 FP/FZ liegt die Nummer 36 in der Wertung sogar knapp vor Außenverteidiger Andreas Ulmer.
Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Letzterer sich schlecht präsentiert hat. In jedem Fall ist Ulmer hinter Schwegler der zweitbeste Außenverteidiger (und auch zweitbester Verteidiger). Und auch André Ramalho liegt vor seinem Landsmann Rodnei und Franz Schiemer. Somit besteht die Stammviererkette Schwegler-Ramalho-Hinteregger-Ulmer tatsächlich aus den Verteidigern, die die wenigsten Fehler machen. Weder die Innenverteidiger Schiemer (100% FP/GT) und Rodnei (88,9%) noch die Außenverteidiger Dusan Svento (40%) und Florian Klein (88,9%) konnten mit den Stammspielern mithalten. Das betrifft nicht nur die Fehlerhäufigkeit, sondern auch die Fehlerschwere
(Eigentlich weist Svento bessere Werte auf als Ramalho, aber dass Außenverteidiger Svento den Innenverteidiger Ramalho ersetzt, kommt natürlich nicht infrage).
Interessanterweise wurden just Klein und Svento zu 2014/15 inzwischen schon verkauft, während die Verträge mit den beiden Stammaußenverteidigern verlängert wurden. Ob Ralf Rangnick bei der Entscheidungsfindung auf eine Fehlerstatistik gesehen hat, die der Verein selbst aufgestellt hat?
Defensives Mittelfeld
Spieler
|
Position
|
FP/GT
|
FP/FZ
|
Stefan Ilsanker
|
DM
|
72,0%
|
1,4
|
Valon Berisha
|
ZM
|
0,0%
|
-
|
Christoph Leitgeb
|
ZM
|
20,0%
|
1,0
|
Stefan Hierländer
|
ZM
|
45,5%
|
1,3
|
Angesichts der Tabelle könnte man meinen, dass Stefan Ilsanker der defensiv schwächste Zentrale Mittelfeldspieler sei. Aber der Vergleich hinkt: Wie es auch in der Tabellenspalte "Position" nachzulesen ist, ist Ilsanker der klar am defensivsten ausgerichtete Mittelfeldspieler. Dadurch steht er wesentlich öfter im Brennpunkt als Valon Berisha, Christoph Leitgeb oder Stefan Hierländer, die jeweils den offensiveren Part der Doppelsechs einnehmen.
Ilsankers Aufgaben sind also denen eines Innenverteidigers einigermaßen ähnlich. Und im Vergleich mit Hinteregger und Co. steht er ganz gut da: Mit 72% FP/GT liegt er bei der Fehleranfälligkeit auf einer Stufe mit Ramalho, wobei er etwas weniger schwere Fehler macht (1,4<1,8). Weiters ist zum Neo-Nationalspieler zu sagen, dass 5 seiner 13 Fehler verlorene Defensivzweikämpfe waren, die ihm jeweils nur 1 Fehlerpunkt eingebracht haben. Und durch seine aggressiv-herausrückende Spielweise ist es fast logisch, dass er neben unzähligen Balleroberungen auch Zweikämpfe verliert (die noch nicht zwingend ein Gegentor bedeuteten).
Beim Vergleich der verbleibenden 3 Zentralen Mittelfeldspielern fällt auf, dass Valon Berisha absolut fehlerlos geblieben ist. Allerdings darf auch dieses Faktum nicht überbewertet werden, da er auch viel Spielzeit auf offensiveren Position verbracht hat. Darum ist die signifikanteste Aussage, die aus dieser Bilanz zu treffen ist, dass sich Christoph Leitgeb sehr wenige und nur leichte Fehler erlaubt hat.
Offensives Mittelfeld
Spieler
|
Position
|
FP/GT
|
FP/FZ
|
Sadio Mané
|
LF
|
37,9%
|
1,8
|
Valenino Lazaro
|
LF
|
42,9%
|
1,0
|
Marco Meilinger
|
RF
|
25,0%
|
2,0
|
Kevin Kampl
|
RF
|
29,2%
|
1,8
|
Der interessanteste Teil, die Defensivspieler, ist eigentlich vorbei. Wesentliche Dinge sind bei den offensiven Mittelfeldspieler nicht herauszulesen. Kevin Kampl machte zwar ein bisschen wenige Fehler als sein Pendant Sadio Mané, aber der Unterschied ist zu klein, um signifikant zu sein. Und sowohl Marco Meilinger als auch Valentino Lazaro haben zu wenige Spielminuten auf ihrem Einsatzkonto, um gut beurteilt werden zu können.
Stellt man übrigens Martin Hintereggers Wert bei FP/GT (29,2%) sowie Kampls und Manés Zahl gegenüber, wird einem erst bewusst, wie gut Hinteregger wirklich in der Fehlervermeidung war. Dass ein zentraler Abwehrspieler zirka gleich viele bzw. weniger Fehler macht als ein Offensivspieler, kommt wohl nicht so oft vor.
Angriff
Spieler
|
Position
|
FP/GT
|
FP/FZ
|
Alan
|
ST
|
0,0%
|
-
|
Robert Zulj
|
ST
|
16,7%
|
1,0
|
Jonathan Soriano
|
ST
|
17,9%
|
1,3
|
Der Grund für Alans Fehlerlosigkeit ist wohl in erster Linie, dass er selten in einer Position war, in der er einen Fehler begehen könnte. Auch wenn der Brasilianer und Jonatan Soriano grundsätzlich als Doppelsturm agierten, stellte allenfalls Soriano den etwas zurückgezogeneren Angreifer dar. Und trotzdem war auch Soriano nicht weit weg von der fehlerfreien Saison. Erst im letzten Saisonviertel sammelte er seine Fehlerpunkte, also in einer Zeit, als die Liga schon gewonnen war. Und gleich zwei davon entstanden bei Eckbällen im eigenen Strafraum, wo Soriano als nicht kopfballstarker Angreifer prinzipiell nicht so gut aufgehoben sein kann.
Fazit
An der Analyse der Spieler-Fehlerpunkte konnte man ganz besonders gut sehen, dass die Stammmannschaft von Red Bull Salzburg in der Tat aus jenen Spielern bestand, die defensiv am wenigsten fehleranfällig waren. Ganz besonders trifft das auf die Viererabwehrkette zu, und aus dieser wiederum muss man Christian Schwegler und Martin Hinteregger die größten Komplimente aussprechen.
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